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Band-Rezensionen

Band: Der Waldkönig

Verlag: Karl-May-Gesellschaft
Reihe: REPRINT DER KARL-MAY-GESELLSCHAFT

Eintrag von Rüdiger (vom 24.12.2008)

Der Band beinhaltet Humoresken, Dorfgeschichten sowie mit "Ein Dichter" auch eine "Wildwest"-Erzählung.

Im Vorwort von Herbert Meier fällt eine recht ausgeprägte Toleranz gegenüber den Bearbeitungen auf, das gab's also damals schon; an einer Stelle schreibt er über den veränderten Schluß einer Erzählung gar "ein sicherlich auch den Leser zufriedenstellendes Happy End". Nun sind aber diese "Universalerben" eine Geschichte von beträchtlichem Tiefsinn, und kein gefälliges Unterhaltungsfutter für Spießbürger oder Einfaltspinsel.

Auf Parallelen zum "Verlornen Sohn" in "Ein Dichter" weist Meier zu Recht hin, das ist schön beobachtet. "Auffällig ist die uneinheitliche Anrede" heißt es weiter, nämlich der Wechsel zwischen "Du" und "Ihr"; ist doch klar, je nach Stimmung, so wie man es fühlt. Wer das vereinheitlichte ließe Wesentliches weg.

"Diese Beeinflussung eines Gerichtsverfahrens erscheint aus heutiger Sicht höchst bedenklich" (May spricht entsprechend von der hohen Stellung und dem Einfluß eines Grafen); nun, man braucht sich z.B. nur die Tagesschau ansehen, um zu sehen, daß es bis heute halt so ist, da kann Karl May nichts dafür. Und wenn sie es per TV dem Volk schon verraten, daß es ungerecht zugeht in der Welt und es sich bei irdischer Gerichtsbarkeit letzten Endes allenfalls um eine Art Blendwerk handelt, warum dann nicht auch ein Autor in einer Zeitschrift. Ein gewisses Maß an Aufklärung über sein Angeschmiertwerden, wohl dosiert, ließ man dem Volk schon damals zukommen.

Lesenswert die Betrachtungen zum "Giftheiner"; Meier erkennt richtig, daß es sich da um ein besonderes Stückchen Literatur seitens May handelt.

 
Auflage: 1 (einzige)