Titelbild

Band-Rezensionen

Band: Der Häuptling der Apachen

Verlag: Verlag Marheinecke Hamburg
Reihe: Winnetous Testament

Eintrag von Kurt (vom 6.11.2005)

Gewiß mögen die Arbeiten des Autorenteams Laroche/Marheinecke den unbedarften Karl-May-Fans Freude und Lesegenuß bereiten, allein die Respektlosigkeit der Autoren gegenüber Karl May und seinen mit viel Liebe geschaffenen Figuren vermögen bei dem ernsthaft an Karl May und seinem Werk interessierten Leser nur ein verständlnisloses Kopfschütteln zurücklassen.

Karl May sollte im Originaltext gelesen werden - alles andere ist eine unreine Mischung und die Epignonen Mayschen Gedankengutes im besonderen Maße.

- Kurt Altherr -

Eintrag von Elke (vom 4.11.2005)

Am Titelbild, wieder gestaltet von Michbert Scheben, waere bei diesem Band wirklich nichts auszusetzen, wenn der Druck nicht etwas zu dunkel ausgefallen waere. Doch auch so hebt sich die schlanke, majestaetisch anmutende Gestalt des jungen Haeuptlings auf seinem edlen Rapphengst vorteilhaft gegen den im Hintergrund herabstuerzenden Wasserfall ab.

Der Inhalt ist deutlich in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil laesst uns der gealterte Old Shatterhand (geschrieben von Reinhard Marheinecke) erneut an seinen reichhaltigen Erinnerungen teilhaben. Diesmal fuehrt uns der Diebstahl von Apatschenpferden in die Welt des Zirkus. Wer jetzt denkt ‘Zirkus? Was hat Zirkus mit Karl May zu tun?’, der wird bald eines besseren belehrt. Auch in der Zeit, als Siedler und Westmaenner ums nackte Ueberleben kaempften, gab es bereits fahrende Schausteller – wie immer von Marheinecke detailgenau recherchiert. Der routinierte Autor laesst neue Figuren entstehen, so den Bierbrauer Sebastian Rupp aus Niedersachsen, aber auch Karl Mays Juggle-Fred darf bei dieser Thematik nicht fehlen. Wie nicht anders erwartet, siegt das Gute in Gestalt unserer Helden. Nun wendet sich Old Shatterhand dem eigentlichen Testament zu, genauer gesagt, dem 7. Buch: “Geschrieben am Grab meines Vaters.”

Im zweiten Teil, hat Jutta Laroche die schwierige Aufgabe, bereits bekanntes dennoch unterhaltsam zu schildern, bravuroes geloest, indem sie immer wieder Gedanken und Gefuehle des Apatschenhaeuptlings in die Handlung mit einfliessen laesst. Besonders beeindruckend: Winnetous Trauer nach dem Tod Intschu-tschunas und Nscho-tschis, sowie sein Ringen um die Entscheidung gegen die Rache an allen Bleichgesichtern:

“Diese Nacht hat meine Schwaeche gesehen und meine Hilflosigkeit.
Seit dieser Nacht habe ich das Lachen verlernt.
Seit dieser Nacht bin ich der, der ich bin.”

Doch auch an Spannung fehlt es nicht. Auf der Verfolgung Santers trifft Winnetou unter anderem auf Tim Finnetey, den Moerder Ribannas, was unser Held beinahe mit dem Leben bezahlt. Endlich wird er zum obersten Haeuptling der Apatschen gewaehlt. Es folgen noch einige kleinere Abenteuer und Geschichten, dann verabschieden sich die Blutsbrueder voneinander.

Im Nachwort erfahren wir, dass die Autoren bemueht sind, die Werte Karl Mays weiterhin zu vermitteln, was erstrebenswert und ihnen durchaus gelungen ist. Marheineckes Behauptung, sie wollten nicht, “die Lehrer ihrer Leser sein”, wirkt allerdings reichlich unglaubwuerdig. Man denke an seine doch manchmal etwas langatmigen Erklaerungen! Und auch Frau Laroche flicht immer wieder geschichtliches Hintergrundwissen mit ein. Was den Stil vor allem Marheineckes, der ja im Namen Old Shatterhands weiterschreibt, betrifft: Er hat sich dagegen entschieden - und das ist sein gutes Recht -, die Schreibweise Karl Mays nachzuahmen. Ob dies moeglich bzw sinnvoll gewesen waere, sei dahingestellt. Auch wenn der Bekanntheitsgrad Mays in unserer Zeit wohl von keinem Autor mehr erreicht werden kann, hat sich Marheinecke (zusammen mit Jutta Laroche) immerhin einen treuen Leserkreis aufgebaut, der jeden neuen Band mit Spannung erwartet.

Und Winnetou und Old Shatterhand reiten weiter…

(geschrieben fuer Karl May & Co., 2001)




 
Auflage: 1
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