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Band-Rezensionen

Band: KARL MAY · LEBEN UND WERK

Verlag: Bücherhaus Bargfeld
Reihe: KARL MAYS WERKE · HISTORISCH-KRITISCHE AUSGABE

Eintrag von Rüdiger (vom 16.12.2005) (weitere Einträge von Rüdiger)

Auch den zweiten Band dieses Werkes, das eigentlich eher ausführliche Betrachtungen zu Leben und Werk enthält als eine Biographie im üblichen Sinne, habe ich mit großem Genuss und dankbar gelesen.

Interesant auch das eine oder andere Detail, das ich noch nicht kannte, so z.B., dass Karl May selber Empfehlungsworte deutscher Bischöfe lancierte, bzw., sich um positive Berichterstattung zu sorgen und zu kümmern pflegte.

Ausführlich besprochen werden in diesem Band zunächst die Werke Satan und Ischariot, Der Ölprinz, Winnetou, Old Surehand, Silberlöwe I & II (die Betrachtungen und Erläuterungen zu diesen beiden Büchern finde ich besonders gelungen !), Weihnacht, Am Jenseits. Über die Marienkalendergeschichten geht der Autor nach meinem Empfinden allzu gnädig und gleichsam mit einem zugedrückten Auge hinweg. Man sollte wirklich deutlicher unterscheiden zwischen echter Frömmigkeit bei Karl May (z.B. in „Old Surehand“) und Anwandlungen von peinlichstem Opportunismus, der gerade in diesen Kalendergeschichten, m.E. manchmal an Seelenverkäuferei grenzt. Warum hingegen die m.E. doch recht banalen „Freuden und Leiden eines Vielgelesenen“ dann so auffallend ausführlich besprochen werden, hat sich mir nicht erschlossen.

Sehr schön Wohlgschafts Betrachtungen über das Thema Ich-Derivate bei Karl May (z.B. S. 867/68), im großen und ganzen denke ich schon, dass der Biograph seinen Autor bestens verstanden hat.

Immer wieder wird auch Claus Roxin erwähnt und zitiert, und, den Zitaten nach zu urteilen, ist der langjährige Vorsitzende der Karl-May-Gesellschaft ganz offensichtlich auch ein äußerst lesenswerter Autor, mit dem man sich beschäftigen sollte.

Höchst beeindruckend die Schilderung der Renommierzeit, ein lebendiges Bild entsteht, manchmal kann man ja über Karl May wirklich nur den Kopf schütteln (z.B. diese Bluttaufe, S. 1004). Fürsten, Grafen, Könige, sie alle fielen auf ihn herein, und er forcierte das groteske Spiel, bis es wirklich so nicht mehr weiterging.

Die Episode in Gartow wird m.E. immer wieder falsch eingeschätzt, und auch Wohlgschaft kann ich hier nicht folgen. Da hat Karl May sein gutes Herz gezeigt, und andere Menschen an seinem Wohlstand teilhaben lassen wollen, die aber haben es nicht verstanden, und ihn, einmal mehr, enttäuscht und gedemütigt. Eine weitere bittere und typische Erfahrung in einer Kette von solchen auf einem langen Weg.

Erschütternd einiges zur Orientreise. Diese Emma, dieser „Krabbel-Brief“, sie muß das Taktgefühl und Einfühlungsvermögen eines Presslufthammer oder einer Bohrmaschine gehabt haben, oder gar absichtlich ihn gequält haben wollen. Aber all dies Elend trug immerhin auch nicht unbeträchtlich zur Horizonterweiterung (im Sinne von „Läuterung“) bei Karl May bei.

Die „Himmelsgedanken“ sind literarisch bedeutungslos, inhaltlich aber nicht zu unterschätzen. – In langen, sehr schönen Passagen zu „Et in terra pax“ bzw. „Und Friede auf Erden“ zitiert Wohlgschaft auch mehrmals Eugen Drewermann bzw. weist auf ihn hin, was ihm weitere Pluspunkte einträgt.

Pressefehde und Ehescheidung kommen ausführlich zur Sprache, hier mag ich dem Biographen nicht folgen, dass es mit Klara nicht auch ganz wesentlich um Sexualität gegangen sei. Verhält sich einer so [mies], dem es nur um hohe, hehre Ziele geht ? Da schätzt mir der Biograph seinen Autor manchmal (für mein Empfinden) falsch ein, und sieht ihn allzu veredelt (z.B. auch S. 990 oben).

Gruselig die Geschichte um Marie Hannes. Hier erleben wir den Herrn May mal von einer ganz anderen Seite (im weiteren Verlauf, als er sich von ihr abkehrt und sie moralisch fertig macht). Eiseskälte und gnadenlose Brutalität, dass es selbst einen Hartgesottenen mehrmals nahezu aufstöhnen lässt. Entsetzlicher Mensch.

Dann noch ausführliche Betrachtungen zum „Silberlöwen“, wobei der katholische Biograph auch den Takikurden sich detailliert widmet, ein feiner Zug. Nur Mays vermeintliche differenzierte Auseinandersetzung mit Nietzsche erscheint mir etwas bemüht, ich denke eher, Karl May war, in einem guten Sinne, eher ein Wirrkopf, anfällig mal für dieses, mal für jenes. Ein klar und strukturiert denkender Intellektueller und sich mit philosophischen Systemen Anderer detailliert auseinandersetzender jedenfalls nicht.

Am Ende geht es um Mays Theaterbesuche und seine Versuche, bildungsmäßig mehr Fuß zu fassen (am Lebensabend). Und um die zwei späten der Erzgebirgischen Dorfgeschichten, wo sich, auf S. 1451 f., zeigt, dass Hermann Wohlgschaft interpretatorisch und im Sich-Befassen mit ungewöhnlichen Dingen nicht eben zimperlich ist.


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Auflage: 1 (einzige)