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Band-Rezensionen

Band: Dem Abschied entgegen

Verlag: Verlag Marheinecke Hamburg
Reihe: Winnetous Testament

Eintrag von JennyFlorstedt (vom 25.6.2006) (weitere Einträge von JennyFlorstedt)

Inhaltlich gibt es in dem letzten Band der Testament-Reihe keine Überraschungen. Es herrscht Kontinuität im Verlag Marheinecke. Old Shatterhand sitzt und liest, was Winnetou einst schrieb, oder erinnert sich selbst.
Die einzelnen Episoden sind kaum miteinander verbunden und die Rahmenerzählung ist - bis auf eine Ausnahme - handlungsarm.
Die Einzelepisoden sind jede für sich gewohnt spannend: es werden Siedler gerettet, Mustangs gefangen und Schätze gesucht. Die Protagonisten agieren ebenfalls gewohnt und die Charaktere auch der neuen Nebenfiguren sind gut getroffen.

Es sind - wie immer - die Kleinigkeiten, die irritieren.
* Die Indianerrealitäten (beispielsweise Prostitution) wollen sich nicht wirklich in das Karl-May-Universum einfügen.
* Das Autorenteam orientiert sich an den bearbeiteten Ausgaben des Karl-May-Verlags, wodurch beispielsweise Swallow um den Ruhm gebracht wird, Old Shatterhand aus der Flammenhölle in New Venango gerettet zu haben.
* Aus dramaturgischen Gründen (Winnetou erzählt) findet SEIN obligatorischer Gottesurteil-Zweikampf nach dem Zweikampf Old Shatterhands statt. Dafür gibt es keinerlei Präzendenzfälle.
* Einerseits schreibt Winnetou ein wunderbar geschliffenes Deutsch (Zur Erinnerung: Winnetou ist der Mann, der von sich eigentlich nicht einmal in der ersten Person sprechen kann!), andererseits sind die Einzelepisoden inkonsequenterweise nicht durchkomponiert. Es bleiben lose Fetzen, die zusammenhanglos aneinandergereiht werden.

Ich räume ein, dass das sicherlich Absicht war. Es sind letztlich zwei getrennte Erzählwelten (Rahmenhandlung und Einzelerzählungen), aber trotzdem wirkt der Band - wie auch seine Vorgänger &#8211; nicht wie aus einem Guss. Und das ist störend, denn die Sprünge sind teilweise sehr heftig und eine zeitliche Einordnung der Episoden in das Maysche Oeuvre findet nicht statt.
Vergleiche mit Karl May (und ganz besonders zu dem, was May vermutlich als "Winnetous Testament" präsentiert hätte) sind völlig sinnfrei, da sich Reinhrad Marheinecke und Jutta Laroche im Nachwort doch relativ deutlich davon distanzieren und sich eher den "Lücken" in den Mayschen Erzählungen verpflichtet fühlen. Und wenn die Autoren den alternden Old Shatterhand dem Mörder Winnetous vergeben oder den toten Apachen quasi aus dem Grab heraus noch über den Untergang der Indianer lamentieren lassen, ist das das höchste Zugeständnis, was sie dem Alterswerk Mays machen können.

Mein Eindruck beim Lesen war schon, dass die Luft ziemlich heraus ist. Es gab keinerlei Entwicklung mehr und die erwähnten "Lücken" in der Winnetou-Biografie waren großteils längst durch die vergangenen Bände gefüllt.
Das große Projekt der achtbändigen Testament-Reihe wurde also erfolgreich abgeschlossen und die Autoren können sich - gemeinsam oder vereinzelt - wieder um andere Projekte kümmern.

Fazit: Für Fans ein must have. Natürlich. Es gibt für Fans der Reihe keinen Grund, den Band nicht zu kaufen, der er sich von den vorherigen weder im Guten noch im Schlechten unterscheidet. Für Erstleser dagegen ist der Band kaum geeignet, denn es gibt keine Einleitung. Wenn sich jemand an die Reihe neu heranwagen möchte, sollte er doch wirklich mit dem ersten Band beginnen.

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Auflage: 1
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