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Band-Rezensionen

Band: WINNETOU DRITTER BAND

Verlag: Karl-May-Verlag Bamberg · Radebeul
Reihe: KARL MAY's GESAMMELTE WERKE

Eintrag von Rüdiger (vom 29.3.2007) (weitere Einträge von Rüdiger)

Die früher erschienen Geschichten "Deadly dust", "Im wilden Westen Nordamerikas" sowie ein neu geschriebenes Schlußkapitel stellte Karl May bei der Einrichtung der Buchausgabe zum Band "Winnetou III" zusammen. Hier erleben wir unter anderem Winnetous ergreifenden Tod.

*

In der Originalfassung dieses Buches (bzw. auch schon in der Erzählung „Deadly dust“) gibt es eine sehr merkwürdige Szene. Winnetou erschießt einen in ein Verbrechen verwickelten von hinten.

Zitat:

»So ist Blut gewesen an dieser Hand, und Blut wird nicht gewaschen mit Wasser, sondern wieder mit Blut- so will es Manitou, und so will es der große Geist der Savanne. Sieht der weiße Mann dort den Zweig am Rande des Flusses?«
»Ja.«
»Er gehe hin und hole ihn. Wenn er ihn abzubrechen vermag, so soll er leben dürfen, denn der Zweig ist das Zeichen des Friedens und der Gnade.«
Wir alle waren einigermaßen überrascht über diese sonderbare Bedingung. Holfert ging auf das Ufer zu, welches ungefähr vierhundert Schritte entfernt war. Die ihm gemachte Bedingung war sehr leicht zu erfüllen, denn der Zweig befand sich nicht im Wasser, sondern hart am Ufer. Er erreichte ihn und streckte seine Hand danach aus. Da erhob Winnetou seine silberbeschlagene Büchse; der Schuß krachte, undHolfert stürzte, mitten durch den Kopf getroffen, vornüber in die Fluten.
Winnetou lud den abgeschossenen Lauf kaltblütig wieder.
»Der weiße Mann hat den Zweig nicht gebracht; er muß sterben! Der Geist der Savanne ist gerecht und barmherzig; er gibt nicht Gnade, die in das Verderben führt. Der weiße Mörder wäre getötet worden von den Comanchen, von den Stakemen und aufgefressen von den Coyoten!«
Dann bestieg er sein Pferd und ritt davon, ohne sich nach uns umzusehen.

In der Bamberger Ausgabe ist diese Szene weiterhin dahingehend abgeändert, dass der Mann auf der Flucht erschossen wird.

Beim Wiederlesen des Originals habe ich die Stelle mit ganz anderen Augen gesehen, gerade in Hinblick auf Winnetous abschließende Worte, von der Gnade, die in das Verderben führt usw. Dieses fatale Von-hinten-Erschießen ist ja hier, wenn man so will, auch ein gnädiger Akt: ein schneller Tod. Bei John Steinbeck in „Von Mäusen und Menschen“ gibt es etwas entfernt vergleichbares: George erschießt nach einem herzzerreißenden Dialog, in dem er ihm zum guten Schluß sozusagen das Paradies ausgemalt hat, seinen Freund Lenny, um ihn vor der unausweichlichen Lynch-Justiz anderer zu bewahren. Die Szene fiel mir ein, da beide, Lenny wie der Mann in Winnetou III, nicht ahnen, dass sie jetzt erschossen werden. Der Unterschied ist, dass bei Steinbeck auf Seiten Georges wesentlich mehr Sympathie für das Opfer dabei ist als bei Winnetou.

Aber so weit werden die Bearbeiter vermutlich gar nicht gedacht haben, deren Gedanken reichten wahrscheinlich nur bis zu „Jemanden von hinten erschießen, das tut man doch nicht“. Und das ist fatal, wenn einer mit seinem beschränkten Bewusstsein über Dinge urteilt, die schon mal jenseits dessen liegen können. Leider ist das bei der Bearbeiterei von Karl May gang und gäbe.

*

Gestrichen ist unter anderem auch die Stelle, wo Old Shatterhand sich zum Schießen die Brille aufsetzt, sowie folgender Text:

"Wir hatten dem bleichen Tode oft von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden; der wilde Westen gebietet, an jedem Augenblicke auf ein plötzliches Ende gefaßt zu sein. Und doch, als der beste, der treueste Freund, den ich je besessen habe, nun als Leiche vor mir lag, wollte mir das Herz brechen; ich befand mich in einem Seelenzustande, welcher sich nicht beschreiben läßt. Welch ein herrlicher Mensch war er gewesen! Und nun so plötzlich »ausgelöscht, ausgelöscht!« Grad so wird binnen kurzem seine ganze Rasse ausgelöscht sein, deren edelster Sohn er gewesen ist."

Weitere Beispiele für Bearbeitungen:

Original:

„Aber, hm, nehmt mir's nicht übel, Sir; Old Shatterhand hat einmal unter einem Grizzlybären gelegen, der ihn im Schlafe überraschte und ihm das ganze Fleisch von der Schulter bis über die Rippe hinunterzog; er hat sich den Streifen Rumpsteak zwar glücklich wieder aufgeleimt, aber die Narbe muß doch zum Beispiel noch recht gut zu sehen sein!“
Ich öffnete meinen Büffelrock und das darunter befindliche weiße, hirschlederne Jagdhemd.
»Schaut her!«
»Potz alle Wetter, hat Euch der Kerl zugerichtet! Da müssen ja alle achtundsechzig Rippen blank zu Tage gelegen haben?«
»So war es beinahe auch. Es geschah unten am Redriver, und ich lag mit dieser fürchterlichen Wunde zwei Wochen lang neben dem Bären am Flusse, nur auf mich selbst angewiesen«

Herrlich unrealistisch, stilblütenhaft und dick aufgetragen. Eben echt Karl May.

Dagegen die gleiche Stelle in der Bamberger Ausgabe (nach wie vor):

„Aber, hm, nehmt mir's nicht übel, Sir: Old Shatterhand hat von Winnetou einen Stich in den Hals bekommen, der –„
„Schaut her – da ist die Narbe!“
„Tatsächlich ! Da ist sie !“

Und eine andere Stelle im Original:

„Ich nahm eine Miene an, als fühle ich mich außerordentlich beherrscht von ihm, und schwieg in möglichst wohlgespielter Verlegenheit. Der kleine Sam blinzelte nicht mich - denn das hätte ihn verraten können - sondern seine Tony mit ein Paar Augen an, als ob er mit ihr im höchsten Grade einverstanden sei“

und der letzte Satz in der Bamberger Fassung:

„blinzelte nicht mich - denn das hätte ihn verraten können - sondern seine Tony verschmitzt an“.

Bißchen Schwund ist immer ...

*

Und noch ein Beispiel für Textveränderungen, und wie man dem Leser das eigenständige Wahrnehmen austreiben kann ...

»Ganz, wie Ihr wollt, Sir! Ihr seid gewiß schon öfters gegen Indsmen im Felde gewesen?«
»Ist nicht nötig!«

steht in Winnetou III, und aus dem Kontext ergibt sich der [psychologische] Hintergrund dieses Dialogs recht eindeutig.

Im Bamberger Band steht an der Stelle nun

"Ganz, wie Ihr wollt, Sir!" lächelte ich spöttisch. "Ihr seid gewiß schon oft gegen Indsmen im Felde gewesen?"
"Ist nicht nötig!", wehrte Fanning großartig ab.

Spöttisch, großartig ... überflüssig !!





Eintrag von Kurt (vom 10.4.2005) (weitere Einträge von Kurt)

Der Schreiber dieser Zeilen möchte an dieser Stelle nicht zum wiederholten Male auf die Bearbeitungen, Rückbearbeitungen und Originaltexte der Radebeuler und Bamberger Ausgaben hinweisen, sondern vielmehr auf eine Sonderedition von "Winnetou I-III" und "Winnetous Erben" mit neuen "alten" Deckelbildern.

Etwas für Sammler und nur in jeweils 300 Exemplaren erhältlich.

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Auflage: 3042
Auflagen: 3042, 3035
Auflage: 3032
Auflage: 3002
Auflage: 2996
Auflagen: 3002, 2999, 2996, 2991, 2986, 2978, 2964, 2942, 2918, 2862, 2842, 2827, 2810, 2805, 2663, 2602, 2506, 2386, 2323, 2253, 2108, 1895, 1438
Auflagen: 1438, 1001