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Band-Rezensionen

Band: DER WEG ZUM GLÜCK

Verlag: Bücherhaus Bargfeld
Reihe: KARL MAYS WERKE · HISTORISCH-KRITISCHE AUSGABE

Eintrag von Rüdiger (vom 29.6.2007) (weitere Einträge von Rüdiger)

(3. Band:)

Wieder über 600 Seiten …

Gelegentlich stellt der Autor die Geduld und Toleranz des Lesers denn doch mal auf etwas härtere Proben, wenn etwa der Landesmonarch mal wieder allzu gütig und in einer Weise daherkömmt, dass der Kitsch zwischen den Zeilen geradezu herauszufließen droht …

Immerhin, die Sache mit Ludwigs Augen ist interessant, das ist fein beobachtet.

Auch die Gefühlsduseleien in Sachen Max Walther und Mutter über ein halbes Dutzend Seiten wirken aufgesetzt und unglaubwürdig, und es schleicht sich der Verdacht ein, da habe sich Autor May etwas herbeigeschwülstelt, was er selber so nie erlebt hat …

Zwischenzeitlich kommt es auch immer wieder mal vor, dass ich mich frage, ob wirklich alles von May ist, das eine oder andere erscheint mir irgendwie doch etwas fremd.

Bei den zahlreichen Längen habe ich auch wieder einmal über den Sinn oder die Berechtigung von Bearbeitungen nachgedacht, das ist wirklich ein sehr zweischneidiges und heikles Thema. Jedenfalls finde ich es gar nicht schlecht, dass es dieses Roman-Ungetüm alternativ auch in deutlich abgespeckter Form als „Peitschenmüller“, „Silberbauer“ und „Wurzelsepp“ (u.a.) gibt.

Aber im weiteren Verlauf steigert sich die Qualität des Buches in beeindruckender Weise und es wird phasenweise noch sehr schön bzw. lesenswert:

„Ich war gelähmt, nicht am Körper, sondern am Geiste, an der Seele, am Herzen. Mein damaliger Zustand läßt sich nicht beschreiben. Er ist nur zu vergleichen mit einem fürchterlichen Traume, in welchem man moralisch niemals zur Verantwortung gezogen werden kann“ lässt Mutter Bürgermeisterin an einer Stelle verlauten, das erinnert an Mays Sprache, Argumentation und Ausdruck in der Autobiographie.

Sehr beeindruckt hat mich ein Bild auf S. 1275. „Böser“ Vater und „guter“ Sohn begegnen sich, ohne ihre Identität zu kennen. „Walther erwiderte seinerseits die Verbeugung, und da der Eine hüben und der Andre drüben am Tische stand, so kamen dadurch ihre Köpfe einander nahe. Milda stieß einen leisen Schrei aus. Ihr Auge war auf die beiden Physiognomien gefallen.“ Auch die weitere Überführung des Übeltäters gerät sehr spannend.

Und wie der Mensch und Autor May nicht mit zugeknöpftem Rock, sondern ungefiltert von der Seele schreibt, das berührt mich immer wieder: „Sie blickte ihm dabei mit warmer Dankbarkeit in die Augen. Es war, als ob eine innere, drängende Stimme ihm zurufe: »Umarme sie! Sie duldet es.« Aber er that es doch nicht.“ Auch vorher diese Szene im Gewitter, wie sie da in der Höhle hocken und mit ihren Armen nicht wissen wohin, wer so schreibt, der muß ein Herz haben, und kein schlechtes.

Oder später, S. 1483:
„Und Milda ? Wenn sie das gesehen hätte ?
Nun, sie hatte es gesehen.“
Ich weiß nicht wie man das Stilmittel nennt, aber unmittelbarer und näher am Leser geht ja kaum noch, das ist ja als ob er neben mir sitzt und mit mir spricht. Mir gefällt das sehr, anderen ist es sicher formal nicht perfektioniert genug.

»O, die Redlichkeiten!« (lässt der delirierende Silberbauer verlauten,)
»Wer ist redlich, wer?«
Er horchte auf und fragte dann mit lauter, weithin schallender Stimme:
»Wer hat da sprochen? Wer hat da fragt? Antwortet Keiner? Ah, es ist Niemand da, und ich hab doch glaubt, daß Jemand mich fragt hat. Nein, es hat kein Mensch sprochen. Ich bin allein, ganz allein. «

Im Gegensatz zu seinem Autor hat der Silberbauer keinen seelsorgerischen Kochta mehr zur Seite, er wird aus diesem unerfreulichen Zustand nicht mehr herauskommen.

Und den Spruch auf S. 1612

„Was kein Verstand der Verständigen sieht,
Das merket in Einfalt ein kindlich Gemüt.“

mag ich auch nicht umhin, zu erwähnen.

Die Handlungsstränge um Peitschenmüller und Silberbauer kommen in diesem Band zum vorläufigen Ende, aber ehe noch auch die Steinegg-Handlung weitergeführt wird, fängt May etwas völlig neues an, über die Landesgrenze geht’s, zum Kery-Bauern … Später (in den Folgebänden) kommen als weitere Stränge auch noch Samiel, Wien und Triest hinzu, wirklich übersichtlich ist es auf den ersten Blick nicht, aber das Leben ja auch nicht.

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Auflage: 1 (einzige)