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Band-Rezensionen

Band: DER WEG ZUM GLÜCK

Verlag: Bücherhaus Bargfeld
Reihe: KARL MAYS WERKE · HISTORISCH-KRITISCHE AUSGABE

Eintrag von Rüdiger (vom 30.6.2007) (weitere Einträge von Rüdiger)

Der vierte Band enthält auf gut 600 Seiten die Fortsetzung (!) des achten Kapitels (und sonst nichts). Die lange Episode um den Kery-Bauern und die Osecs habe ich diesmal überblättert, da ich sie noch von der Erstlektüre vor ein paar Jahren als nicht so besonders reizvoll in Erinnerung hatte, und verschiebe die erneute Lektüre dieses Teils, in den viele Motive aus den Dorfgeschichten eingeflossen sind, sowie die Berichterstattung darüber, auf einen späteren Zeitpunkt.

Irgendwann in der Kerybauern-Handlung taucht der Wurzelsepp wieder auf, und dann geht es zurück zu den Handlungssträngen Eichenwald und Steinegg.

Die sonst so schwärmerisch-blauäugige Monarchenbeweihräucherung wird auf S. 2147 auch einmal (seitens Volkes Stimme) aufgebrochen: „Er hat Alles, was sein Herz begehrt. Aber hat er eine Tabakspfeifen, wann er Appetit verspürt? Darf er ein Bier trinken und einen Schafkopfen spielen? Hat er so ein Dirndl wie ich, was er lieb haben will und lieb haben kann? Nein, ich thät doch nicht mit ihm tauschen. Er ist der Sclaven von seinem Amt.“

Interessant der Auftritt des Keilberg, ein abgeklärt-hartgesottener:

»Wissen Sie, Keilberg, daß Sie ein ganz schändlicher Mensch sind?«
Sein Gesicht glühte vor Zorn. Der Andere aber antwortete ganz ruhig:
»Ja, das weiß ich.«
»Und Sie schämen sich nicht?«
»Nein. Was soll die Scham! Sie ist zu nichts nütze.«

und als er später (S. 2236) äußert

„Bitte, mein Fräulein, es gibt auch brave Leute im Zuchthause … Und Spitzbuben unter den freien Leuten ! Mancher gehört hinein, der auf die Gefangenen schimpft und sie verachtet !“

da meint man seinen Autor sprechen zu hören. Sie erinnert im weiteren Verlauf an Ibsens Krogstad, diese bedauerliche Figur.

Auf S. 2240 geht es einmal mehr bei May (nach z.B. „Am Jenseits“ und „Winnetou I“) um das Thema Vivisektion. Ich denke, ich brauche im grünen Band „Der Habicht“ gar nicht nachzuschlagen, und wage mal ungeprüft die Vermutung, dass davon wie im Falle der beiden anderen genannten Bücher auch dort nichts zu lesen sein wird.

Entsetzlich kitschig der endlose Brief auf den Seiten 2251-55, manchmal mag man es wirklich nicht mit anlesen.

Auf S. 2291 sprechen zwei Ludwigs miteinander, König und Untertan, und der eine sagt entsprechend „Ludwig“ und der andere „Herr Ludwig“ …

Und dann kommt ein wirkliches Highlight, May voll auf der Höhe … Die Szene zwischen dem Hausmeister und der dicken Köchin; ich weiß wirklich nicht, wann ich zuletzt bei der Lektüre eines Buches so oft gelacht habe. Leider erfahren wir nicht, was sich da sonst noch so alles abgespielt hat, auch der Wurzelsepp hat es nicht mehr mitbekommen, „Sie tauschten Liebkosungen aus, welche der Art waren, dass er vorzog, sich zu entfernen (S. 2336).“

„Du bist fünfundzwanzig Jahre älter als ich. Wie lange werde ich Dich denn haben, so bin ich Witwe“ (S. 2339), es geht doch nichts über offene Worte und realistische Betrachtungsweisen … „Das Küssen ist die reine Kinderei. Man schiebt die beiden Mäuler zusammen, so dass man sich die Nasen fast wund reibt. Schmecken thuts nach gar nichts. Warum thut man es also“ (S. 2342), die nüchterne Dame raubt ihrem Lover reiferen Jahrgangs aber wirklich eine Illusion nach der anderen.

Oder die Seiten 2348 – 2350 mit der Verlobungsanzeige … Das tut gut nach all dem Kitsch, oder „In einer solchen Stellung darf man sich doch nicht von dera Polizeien sehen lassen !“ (S. 2357). - Am Rande sei erwähnt, dass einer der über Dutzende von Seiten unfreiwilligen Erzkomiker immerhin ein Mörder ist, was der Leser auch nur eher beiläufig erfährt …

Später wird der Sepp als Geheimpolizist geoutet, ich vermute mal ganz stark, davon wusste May zu Beginn des Romans selber noch nichts … Später in Wien erinnert er dann stark an den Trapper Geierschnabel auf Deutschlandbesuch.

Und am Ende gibt es noch Familienbesprechungen der anderen Art, es geht halt nicht überall so rührend zu wie vorher bei den Walthers: „Du bist das Ebenbild Deiner Mutter, und ich hasse Dich ebenso, wie ich diese gehasst habe. […] Du nennst mich nicht mehr Deinen Vater. Nun wohl; ich habe gar nichts dagegen. Ich sage Dir aufrichtig, dass ich Dich nie geliebt habe“ (S. 2380). Na, da sind wir denn doch wieder mit beiden Beinen in unerfreulicheren Gefilden der Realität angekommen.

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Auflage: 1 (einzige)