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Band-Rezensionen

Band: In den Cordilleren

Verlag: Weltbild Verlag Augsburg
Reihe: KARL MAY KLASSIKER IN ILLUSTRIERTEN AUSGABEN [weltbild]

Eintrag von Rüdiger (vom 15.12.2005)

Mittlerweile gucke ich bei den Weltbild-Vorworten immer gleich nach am Ende des Vorworts: wer war dran, Augustin ? Pleticha ?

Hier wieder Pleticha, aha, Bildung ist angesagt. Was werden wir denn diesmal lernen.

Also: Ethnische Gruppen, Auswanderer, die Autoren Burmeister und Zöller, Völkerkundler Ratzel, Gauchos, Oberschicht und Militärs. Hier muß ich kurz einhaken: dass Karl May bei der Schilderung der Abendgesellschaft ganz offensichtlich Neureichs oder auch 'Honoratioren' aus Dresden und Umgebung meinte, und nicht „die aus den Nachfahren der spanischen Kolonialherren bestehende weiße Oberschicht“, scheint Pletichas Aufmerksamkeit entgangen zu sein.

Also weiter im Vorwort-Text: Indianerstämme, Inkas, kulturhistorische Fakten, zeitgeschichtlicher Hintergrund, Uruguay, Argentinien, Bolivien, Jahreszahlen, Bürgerkrieg, Politiker, Lebenslauf von Herrn Jordan, „Sie muß nach 1870 spielen“, heißt es wörtlich über die Handlung, bei solchen Sätzen in Zusammenhang mit Karl May lache ich innerlich immer laut auf.

Und weiter: Oberst Alsina, Indianerfrage, ah, tatsächlich, der Einsiedler wird doch noch erwähnt, um den sich dieses Buch zu großen Teilen dreht, aber gleich mit soviel vermeintlichen Hintergrundinformationen wieder zugeschüttet, dass man glatt überlesen kann, dass er überhaupt auftaucht.

Und dann kommt auch noch wieder die alte Leier von Unstimmigkeiten im Gesamtwerk. Ist es denn so schwer zu begreifen, dass Karl May anderes im Sinn hatte als Erbsenzählerhirne zu befriedigen.

Ganz am Ende der quälend langen 9 Seiten kommt der Mann doch noch einmal auf Karl May zu sprechen, und worum es in diesem Band wirklich geht. Ansonsten: kein Wort zu Bruder Jaguar oder Sendador, keine Vogelperspektive, nur fades, angelesenes Zeug, das mir zum einen Ohr oder Auge hinein- und zum anderen wieder hinausgeht. Schade drum.

Aber ansonsten ist das Buch natürlich vom Feinsten, nach diesem Vorwort kommen nämlich noch ein paar hundert Seiten Karl May im Originaltext.

 
Auflage: 1