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zum Text: Am Jenseits

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Eintrag von Rüdiger (vom 26.4.2006) (weitere Einträge von Rüdiger)

Schon in den ersten Zeilen merkt man, daß es diesmal etwas anders sein wird als in früheren Reiseerzählungen:

„Sihdi, es war doch immer wunderschön, wenn wir beide, auf unsern unvergleichlichen Pferden sitzend, so ganz allein, von keinem fremden Menschen begleitet, immer hinein in Allahs schöne Welt ritten, wohin es uns gefiel!“

Die beiden sind älter geworden, man hält ein wenig Rückschau.

„Ja, das war eine sehr, sehr schöne Zeit“

„Also ich denke noch mit Wonne an die Zeiten zurück“

Aber nun haben sie beide eine Frau,

„Aber ebenso schön und in mancher Beziehung noch schöner ist es doch, wenn man einen Tachtirwan bei sich hat, in welchem die holdselige Gebieterin des Frauenzeltes sitzt.“

und im Falle von Kara Ben Nemsi (der sie im ersten Silberlöwen-Band (26) der vor "Am Jenseits" (25), erschien, erstmals vorstellte) dürfte das nicht nur für Halef, sondern auch für die Leser ein kleiner Schock gewesen sein.

Hanneh kommt gut weg:

„Sie war aber auch - ich möchte mich so ausdrücken: eine Prachtfrau! Ich glaube nicht, daß eine andere den kleinen, voll bunter Raupen steckenden Hadschi so richtig behandelt hätte, wie sie es that“

während es über „Emmeh“ auch hier offenbar weniger zu berichten gibt.

Im putzigen Gespräch über Eisenbahnfahrten äußert Schlingel Kara Ben Nemsi einmal den verräterischen Satz

»Ich bin nicht nur mit fremden Frauen, sondern sogar mit fremden Töchtern gefahren.«

der, wenn man an Mutter & Tochter Wadenbach denkt, durchaus eine gewisse Nebenbedeutung erhält (wenn das nicht Absicht war, freß’ ich 'nen Besen; May liebte solche versteckten Scherze).

Der Einstieg in diesen Roman ist leicht und heiter, und obwohl es in seinem Verlauf auch sehr schwerblütig, finster und unerfreulich zugeht, ist doch zu beobachten, daß der Erzähler eine gewisse Leichtigkeit über weite Strecken beibehält.

Der "Geister"-Auftritt des blinden Sehers, dieses inszenierte Spektakel mit den Fackeln, erinnert mich an "Allah il Allah" (bzw. dessen Urversion in den „Deutschen Helden“), wo ähnlicher Budenzauber in der Wüste veranstaltet wird. Karl May hatte immer diese Affinität zu Gaukeleien, Spielereien, Doppelbödigkeiten, und selbst hier, wo es eigentlich gar nicht paßt, mochte er nicht darauf verzichten. So ganz wohl ist ihm aber diesmal offensichtlich selber nicht, und so verteilt er seine Wesenszüge einmal mehr auf verschiedene Figuren.

Daß Halef in diesem Buch des öfteren mal den Ton angibt und Kara Ben Nemsi halt mitmacht, fällt auch auf. Vielleicht ist es auch ein bewusst gesetztes Gegengewicht zu der Ernsthaftigkeit und Tiefe, die in diesem Buch erstmals ausgeprägter ist als vorher.

Es gibt Stellen in Büchern, die prägen sich ein, in „Am Jenseits“ gibt es mindestens zwei, einmal „Hast Du die Liebe ?“, was der Ich-Erzähler den blinden Seher unvermittelt fragt und sich dann über sich selber wundert; das zweite ist das großartige „Die Menschen schlafen …“ des Münedschi ("In den besseren Stunden aber wachen wir soweit auf, dass wir erkennen, dass wir träumen"; Zitat Ludwig Wittgenstein). Zwei große Momente eines Sehers großartiger Bilder.

Beeindruckend, nahegehend die Bespuck-Szene (Münedschi bespuckt KBN, dieser straft ihn nicht). Da hat Karl May m.E. zwei Erfahrungen hineingelegt, einmal dies äußerst schmerzhafte Verkannt-werden, unschuldig bestraft werden, auf Liebe Hass ernten, zum anderen aber, wie für mich aus der langen Anklagerede des Münedschi hervorgeht, auch diesen bestrafenswerten bzw. Strafe herausfordernden Zug in ihm selber, dies kalte, grausame. Was wird Marie Hannes empfunden haben, als der geliebte Mann nach all den schönen Reden eines Tages mit brutaler Härte und rücksichtsloser Grausamkeit reagierte. Daran mußte ich bei der Rede des Münedschi sofort denken.

Ein ganz eigenartiges Buch. Man spürt die Wandlung, die sein Verfasser zu der Zeit durchmachte. Seitenlang Kampfszenen wie in alten Zeiten, dann das oben erwähnte, und anschließend über mehrere Seiten Betrachtungen über Zufall und Fügung.

Das ist keine Reiseerzählung mehr im früheren Sinne. Eine Atmosphäre von Düsternis, Elend, Bitterkeit, Verzweiflung weht einen hier oft an. Die Wüste als Seelenlandschaft. Karl May an der Grenze. Da muß sich wohl einiges abgespielt haben im „trauten Heim“, daß einer schriftstellerisch so außer sich gerät und in ganz ungewohnte Bereiche sich begibt. Später, im „Silberlöwen“ oder „Ardistan & Dschinnistan“, gelingt ihm das freudvoller. Im Jubiläumsband 25 hängt er, wie auf der Tarotkarte. Eine Fortsetzung des Bandes wurde nie geschrieben, Kandolfs „In Mekka“ ist ja nur der gutgemeinte Versuch, das ganze doch noch in Richtung Reise- oder Abenteuererzählung zurechtzubiegen.


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