Eintrag von Rüdiger (vom 10.7.2005)
Unter dem Pseudonym „Emma Pollmer“ erschien diese Geschichte 1878 unter dem Titel „Nach Sibirien“. Das eine oder andere Motiv ging später auch in den Band „Am stillen Ozean“ („Brodnik“-Teil) ein, wo auch ein Kapitel diesen Titel trägt.
Es geht um zwei Gauner und eine Femme fatale, die sich lieb und fromm stellt, worauf die Leute gerne hereinfallen, da sie zu dumm und nicht bereit sind, hinter den „schönen Schein“ zu gucken, um „hinter den gläubig frommen, kindlich einfältigen Zügen des schönen Wesens Etwas zu vermuthen, was mehr auf den Genuß des irdischen Lebens als auf den Gewinn der einstigen Seligkeit gerichtet war.“ So pflegt das zu sein, die, die etwas vortäuschen, kommen besser an als die, die redlich und ehrlich sind, sich aber nicht so geschickt verkaufen.
Ähnliches drückt Karl May etwas komplizierter aus:
„Verwandte Herzen stehen einander wenigstens ebenso nahe als das Diesseits und Jenseits, und wer alle seine Bestrebungen hinauf zum Himmel schickt, versäumt sehr leicht seine größten irdischen Pflichten, stößt Diejenigen von sich, mit denen er in freundlicher und fruchtbarer Wechselbeziehung zu stehen hat und läuft Gefahr, entweder mißverstanden oder ein Spielball stärkerer Charaktere zu werden, welche sich bemühen, die reelle Frömmigkeit für egoistische Zwecke auszubeuten.“
(Leider fehlen solche eingestreuten Weisheiten oft in den Bearbeitungen, so auch hier).
So bedarf es mancherlei Verwicklungen, um das schöne Kind ihrer „gerechten Strafe“ zuzuführen, „Der kalte Norden bedeckte das Grab der Juwelenfreundin mit seinen flimmernden Krystallen“, während der Hauptschurke am Ende quietschfidel in der Spielbank in Wiesbaden auftaucht, was zum moralisierenden Schlusssatz nicht so recht passen will.
(bearbeitet als „An den Ufern der Dwina“ in Band 48).
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