Eintrag von Rüdiger (vom 9.7.2005) (weitere Einträge von Rüdiger)
Um Alkoholismus geht es in dieser Geschichte, um Wahrnehmung, Orientierungsverlust, Ausgeliefertsein, und um „Parallelwelten“, wenn man so will (beide Nachtwächter geraten sturzbetrunken ins Nachbardorf, wähnen sich im eigenen Nest, sind aber in unwirtlicher Fremde, wo sie nichts gelten, und unsanft auf den Boden der - leicht verschobenen - Realität zurück müssen).
Dieses Motiv, daß gleichsam zweimal die gleiche Handlung und Befindlichkeit erzählt wird, aber mit verschiedenen Personen, findet sich, noch beeindruckender, auch in „Die Universalerben“, und es zeigt, daß der Mensch ein manipulierbares, Mechanismen (auch im Denken und Fühlen) unterworfenes Geschöpf ist.
Daß Karl Mays frühe Humoresken nur als harmlose Fingerübungen zu betrachten sein sollen, kommt mir bei fortschreitender Beschäftigung mit ihnen immer unzutreffender vor.
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Einige Verse aus der Vorgängerversion dieser Geschichte, "Die verhängnißvolle Neujahrsnacht", (die irritierenderweise in die "Weltbild"-Version von den "Nachtwächtern" eingearbeitet sind,) erinnern uns an gewisse Sitzungen, oder auch Tagungen engerer Mitarbeiterkreise literarischer Vereinigungen:
Sie sinnen hin, sie sinnen her,
Es spricht bald Dieser und bald Der,
Und ist das Sinnen und Reden aus,
So gehen sie so klug wie zuvor nach Haus
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